Doppelstockbusse verbinden eine spektakuläre Optik mit einzigartiger Technik – sie fahren in einer eigenen Klasse. Setra prägt die Kategorie der Reiseriesen in Europa und darüber hinaus seit 36 Jahren mit drei erfolgreichen Omnibus-Generationen.

Der schwierige Weg zum Setra Doppelstockbus

Im Jahr 1981 steht die Setra Baureihe 200 in voller Blüte. Fünf Jahre zuvor einge­führt, deckt sie mit Hochdeckern, Superhochdeckern und Hochbodenbussen – heute Mitteldecker genannt – fein gestuft das gesamte Spektrum der Reisebusse ab. Ferienzielreisen nach Spanien und ins damalige Jugoslawien haben in diesen Jahren Hochkonjunktur. Also sind Reisebusse mit vielen Sitzplätzen gefragt, doch der Gesetzgeber beschränkt die maximale Länge auf zwölf Meter. Einzig Gelenk­busse dürfen länger ausfallen. Ein Doppelstockbus steht schon lange auf der Wunschliste der Kunden und der Ideenliste der Setra Entwickler, doch es fehlen geeignete Fertigungseinrichtungen. Prompt hatten die kreativen Ingenieure 1979 mit dem SG 221 HDS einen Superhochdecker als Gelenkbus aufgelegt. Jedoch stoppt ein Durchfahrverbot in wichtigen Transferländern die Umsetzung, es bleibt bei einem Einzelstück. Setra schwenkt um: 1981 feiert der Setra S 228 DT als erster Doppelstockbus der Marke Premiere, er ist in jeder Hinsicht der Höhe­punkt unter den Reisebussen auf der IAA.

Die erste Generation: Setra S 228 DT, Start in eine neue Klasse

Der dreiachsige Superhochdecker Setra S 216 HDS mit Unterflurcockpit bietet die passende Plattform für den Doppelstockbus. Er gliedert sich mit seiner Linienführung und der damals noch neuen Querstrombelüftung konsequent in die Baureihe 200 ein. Besonders markant sind die nach oben angeschrägten Fenster von Fahrerplatz und Einstieg eins zugunsten maximaler Sicht. Mit 12 m Länge, 2,5 m Breite und 4,0 m Höhe nutzt der neue Reiseriese konsequent die Grenzen der Gesetzgebung aus. An Limits stößt der Dreiachser auch beim Gewicht: 22 t zulässiges Gesamtgewicht bedeuten ein enges Korsett für die Zahl der Fahrgast­plätze und Komfortausstattungen. Technisch ist der Omnibus führend: Als typischer Setra setzt er unter anderem mit einer elektronischen Steuerung der Klimatisierung sowie Antiblockiersystem Maßstäbe in Komfort und Sicherheit.

Maximallösungen bietet ebenfalls der Antrieb: Im Heck arbeitete der seinerzeit stärkste Motor von Mercedes-Benz, der aufgeladene V8-Zylinder OM 422 LA mit 276 kW (375 PS) und 1550 Nm Drehmoment, vor 35 Jahren ein echter Kraft­protz. Schaltungen sind noch nicht automatisiert, deshalb übernimmt zunächst ein manuell bedientes Achtgang-Schaltgetriebe die Kraftübertragung. Bald folgt ein komfortableres Sechsganggetriebe mit zusätzlichem Kriechgang, speziell für hochmotorisierte Omnibusse.

Typisch Setra ist von Beginn an hohe Flexibilität: Bereits beim Premierenmodell erläutert Setra, dass die Großraumküche an Einstieg zwei auch als Bar dienen kann. Der geräumige Waschraum findet je nach gewünschter Bestuhlung in Fahrtrichtung links oder rechts seinen Platz. In den Folgejahren entwickelt Setra zahlreiche kundenspezifische Lösungen für Lounge- und Bistrovarianten.

Die Nomenklatur Setra S 228 DT war 1981 noch nicht ganz stimmig. Die „2“ für die Baureihe 200 war richtig, die „28“ stand für eigentlich je 14 Sitzreihen im Unter- und Oberdeck. Dies traf aber nicht zu, weil es im Unterdeck nie eine bis hinten durchbestuhlte Version gegeben hat und somit insgesamt nur 14 + 5 Fahrgastreihen mit insgesamt 89 Sitzplätzen zur Verfügung gestanden haben. Das „D“ in der Typenbezeichnung stand für Doppeldecker und das „T“ für Touristik.

1989 überarbeitet Setra den Doppelstockbus grundlegend. Die Änderungen umfassen unter anderem eine neue Achsführung, eine serienmäßige Klimaanlage und im Heck der Mercedes-Benz OM 442 LA mit 362 kW (492 PS) – der stärkste Motor, der jemals in einen neuen Omnibus eingebaut worden war. Lohnendes Resultat ist 1991 ein Rekordjahr mit 168 Doppelstockbussen – ein Mehrabsatz von Rund 50 Prozent.

Generell entwickelt sich der höchste Setra bestens. Auf das Premierenfahrzeug des Jahres 1981 folgen im ersten Produktionsjahr rund 50 Einheiten. Insgesamt erreicht der erste Doppelstockbus der Marke bis 1993 die beachtliche Zahl von exakt 1104 Einheiten.

Die zweite Generation: Setra S 328 DT, logische Weiterentwicklung

Die markante Schwinge sowie die ebenso auffallenden „ Maikäfer-Außenspiegel“ sind 1993 die typischen äußeren Merkmale des neuen Setra S 328 DT. Die zweite Generation des Doppelstockbusses fügt sich mit ihrer klaren Gestaltung nahtlos in die 1991 vorgestellte Baureihe 300 ein. Die Grundabmessungen bleiben gleich, aus der Baureihe 300 übernimmt der Doppelstockbus das gewölbte Cockpit und den überarbeiteten Fahrgastraum. Eine deutliche Erleich­terung ist das inzwischen auf 25 t gestiegene zulässige Gesamtgewicht.

Die neue Baureihe bedeutet Evolution statt Revolution, das betrifft auch den Antrieb: Erst kurz zuvor in der Vorgängerbaureihe erneuert, profitiert der neue größte Setra in seiner Maximalmotorisierung vom Mercedes-Benz OM 442 LA mit bis zu 370 kW (503 PS). In die Kraftübertragung sind moderne Zeiten einge­zogen: Das Achtgang-Schaltgetriebe verfügt jetzt über eine automatisierte Vorwählschaltung.

Die Zeiten für Doppelstockbusse sind erheblich schwieriger als ein Dutzend Jahre zuvor, denn Ferienzielreisen mit großem Passagieraufkommen sind rückläufig. Das spiegelt sich zwangsläufig in den Zahlen des S 328 DT: Bis zum Jahr 2002 fertigt Setra genau 780 Einheiten der Baureihe.

Die dritte Generation: Setra S 431 DT, neue Größe, faszinierende Optik

Erneut ist ein Doppelstockbus der vorläufige Abschluss einer neuen Setra Baureihe. 2002 komplettiert der Setra TopClass S 431 DT nur ein Jahr nach ihrer Vorstellung die TopClass 400. Der Reiseriese nutzt die erweiterten Maßvorgaben innerhalb der EU für ein völlig neues Konzept: Bei unveränderter Höhe von exakt 4,0 m ist der Neue jetzt 13,89 m lang und 2,55 m breit. Das bedeutet vier Fahr­gastplätze mehr und ein größerer Gepäckraum, erweitert durch mehrere Stau­räume unter den Podesten im Unterdeck. Mit seinen Idealmaßen ist der neue Doppelstockbus stilbildend in seiner Klasse.

Die Fahrgäste profitieren zusätzlich durch spürbar mehr Innenbreite von einem angenehmen Raumgefühl sowie von einer komplett neuen Einrichtung im moder­nen und eleganten Stil der Baureihe TopClass 400. Sie wird gekrönt durch das optional lieferbare Glasdach – mit ihm wird das Oberdeck endgültig zur licht­durchfluteten Aussichtsetage.

Faszinierend ist die Optik des neuen Doppelstockbusses: An die Stelle der Schwinge tritt die Aluminiumleiste „La Linea“. Sie verleiht dem mächtigen Reisebus Eleganz. Zusätzliche Dynamik vermitteln die verglasten Seitenauf­schwünge über den Hinterachsen, sie lassen Ober- und Unterdeck miteinander verschmelzen. Nicht sichtbar ist die hochstabile Ringspantentechnik des Aufbaus. Im Heck arbeitet erneut ein bärenstarker Motor mit Stern: Der V8 Mercedes-Benz OM 502 LA leistet 370 kW (503 PS). Die Kraftübertragung ist inzwischen mit dem Zwölfganggetriebe ZF AS-Tronic vollautomatisiert.

Der Erfolg spricht für sich: Fünf Jahre nach der Premiere des Doppelstockbusses sind bereits 500 Einheiten im Einsatz. Die Karriere geht danach aber erst richtig los, denn der Doppelstockbus profitiert unter anderem von der Freigabe der Fernbuslinien in Deutschland ab 2013.

Im gleichen Jahr wertet Setra den Reisebus zusammen mit dem Schritt zur Abgasstufe Euro VI umfassend auf. Dezente äußere Merkmale sind eine geklebte Windschutzscheibe und die neue Entlüftung des Motorraums. Wichtiger aber sind die inneren Werte des Riesen. Basis des Antriebs ist eine neue Motorengenera­tion von Mercedes-Benz. Der Reihensechszylinder OM 471 leistet aus 12,8 l Hubraum 375 kW (510 PS), das bedeutet zusammen mit 2500 Nm Drehmoment und dem vollautomatisierte Omnibusgetriebe GO 250-8 PowerShift souveränes Fahren vom Rangiertempo bis zur Autobahngeschwindigkeit.

Neu sind der ebenfalls vorausschauende Tempomat Predictive Powertrain Control (PPC), die verlängerten Wartungsintervalle, wahlweise die Anordnung der vorderen Treppe links oder rechts, das Cockpit einschließlich Multifunktionslenk­rad, Elektrik/Elektronik, die Nachlaufachse mit Einzelradaufhängung, der Was­serretarder, eine verstärkte Gerippestruktur im vorderen Bereich sowie das Assistenzsystem Active Brake Assist 3 und viele Details mehr.

Anders formuliert: Unter der nahezu unveränderten Hülle steckt ein technisch rundum erneuerter und verfeinerter Omnibus. Das Ergebnis: Die Nummer Eins unter den Reisedoppeldeckern legt in seinen reifen Jahren nochmals deutlich zu und entwickelt sich zu einem Langzeit-Bestseller: Insgesamt werden einschließ­lich 2017 in 15 Jahren rund 2300 Setra TopClass S 431 DT das Werk in Neu-Ulm verlassen. Für die Attraktivität, Qualität und Wirtschaftlichkeit spricht, dass die Nachfrage bis zum Schluss unverändert anhält: Sogar 2017, dem letzten Produk­tionsjahr der laufenden Serie, beläuft sich die Stückzahl auf voraussichtlich mehr als 160 Einheiten.

Der neue Doppelstockbus Setra S 531 DT der TopClass 500 bietet mit seiner einzigartigen Kombination aus faszinierendem Design, hohem Komfort sowie maximaler Wirtschaftlichkeit und Sicherheit beste Voraussetzungen, diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.

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